So, jetzt hab ich mal ein wenig Zeit einen kleinen Report zu verfassen. Ich entschuldige mich im Voraus für die schlechte Quali der Bilder, aber der Upload erlaubt hier nicht gerade viel mb.
Auf dem Foto sieht man das Wohnheim. Der Campus erinnert ein wenig an eine alte Militärkaserne, alte Gebäude und endlose Straßen, dafür aber schön grün, viel Wald und Wiese und ein kleines Flüsschen.
Die Zimmer im Wohnheim sind ca. 90-100m² groß,…
…haben einen Whirlpool, einen begehbaren Kleiderschrank, ein Wasserbett, luxuriöse Ledermassagesessel, eine riesige Veranda mit Meeresblick, Flatscreen-TV und zu guter letzt ist im Service eine junge knackige Französin enthalten, die einem jeden Morgen das Petit Déjeuner ans Bett bringt……Oh, muss grad wohl eingenickt sein und geträumt haben. Wie’s hier aussieht sieht man ja auf den Bildern. Und selbst die Bierflaschen sind nach 2 Schlückchen schon alle. Aber ansonsten ist es ganz gemütlich.
Der Kühlschrank, den man hier im Vordergrund sieht war nicht im Zimmer, den hab ich mir dann noch gekauft. Über die Ami-Fahne waren die Franzosen allerdings nicht so begeistert.
Von den Sanitäranlagen will ich erst gar nicht berichten. Luxus ist anders. Hinzu kommt noch, dass hier vorgestern eine Kanalisation zusammengebrochen ist und unseren Strom und unser Wasser lahm gelegt hat. Da kann es dann schon einmal passieren, dass man dem Ruf der Natur folgen muss, aber nicht kann, weil dies bereits schon einige zuvor getan haben, und man deren Resultate noch immer betrachten kann, da das was man braucht um diese verschwinden zu lassen, abgestellt war...capice? Kam mir vor wie im 3. Weltland. Aber nach 5 Stunden haben die Franzosen es dann doch noch geschafft es wieder ans Laufen zu bringen.
Der Spaß ging jedoch noch weiter! Ein cleverer Mitbewohner hatte wohl am Morgen ebenfalls versucht Wasser aus seinem Wasserhahn zubekommen, es jedoch nicht geschafft. Jetzt möchte man denken, dass er den Wasserhahn im Anschluss wieder zugedreht hat, aber dem ist anders. Dies wäre ja alles nicht so schlimm gewesen, hätte er nicht zufälliger Weise auch den Stöpsel drinnen gelassen. Aber wie es der Zufall so will verlies der kluge junge Mann (und nein, diesmal war nicht „Stefan, der Zerstörer der Welt“ am Werk, obwohl es nicht ganz unwahrscheinlich wäre, wie so manche die das gerade lesen denken mögen) sein Zimmer, schloss ab und machte sich einen schönen Tag, wer weiß wo. Wahrscheinlich da, wo die Toiletten funktionieren.
Einige Stunden später bahnte sich schließlich das kühle Nass wieder seinen Weg durch die Wasserleitungen, hoch in den 2. Stock, raus aus dem Wasserhahn, in das Waschbecken mit Stöpsel…und was dann passierte kann man sich ja denken. Eine Viertelstunde später ging dann hier das Geschrei los und die Leute sprangen in ihre Rettungsboote und zogen ihre Schwimmflügel an. Ich habe schon David Hasselhoff in seinen roten Badeshorts und seiner Rettungsboje um die Ecke biegen sehen. Als der Flur dann schon halb unter Wasser stand, bereits teilweise in die anderen Kabinen eindrang und die Ratten in Regenmänteln auf leeren Weinflaschen vorbeitrieben und „What shall we do with the drunken sailor…!“ sangen, hatte es der Concierge dann endlich geschafft die Reserveschlüssel für das Zimmer zu finden und den Wasserhahn abzustellen.
Auf meinen Flur (1er étage) war glücklicherweise nichts vorgedrungen und in den anderen Zimmern auch nicht all zu viel beschädigt worden. Die Aufwischarbeiten dauerten dann einige Zeit, und was die „femmes de ménage“ (Putzfrauen) dem „andouille“ (-> Dummkopf) an den selbigen geschmissen haben, konnte ich mit meinem noch mageren französisch nicht ganz ausmachen J …Aber man gewöhnt sich dran. Nur die Harten kommen in den Garten. Obwohl ich’s ehrlich gesagt im Haus viel lieber mag.
Zur Zeit hab ich noch keine Uni, wie so manch andere, die sich schon um 7 Uhr morgens aus den Betten quälen müssen, was sie allerdings keine Qual, sondern eine Erleichterung sei, da sie überhaupt nicht auf den Betten schlafen können. Ich kann mich nicht beschweren, schlafe wie Dornröschen.
Die Vorlesung beginnen bei mir erst in ca. 2 Wochen, bis dahin müssen wir nur noch unseren Stundenplan erstellen. Für Erasmusstudenten ist das allerdings ein Klacks, denn wir dürfen wählen was wir wollen und kommen überall ohne Probleme rein.
Bis dahin wird ich mir wohl mit den anderen Erasmusstudenten noch was die Zeit vertreiben, die Stadt anschauen und den restlichen Papierkram erledigen. Für letzteren braucht man echt Geduld und Zeit. Die Franzosen sind in der Hinsicht nicht die schnellsten und lassen sich gerne mal etwas mehr Zeit beim Bearbeiten und am Ende stellt sich dann heraus, dass man ein „document très important“ vergessen hat. Um dies zu bekommen braucht man allerdings ein anderes und eine Unterschrift von dem und dem, der ist aber erst Montag wieder da, und nur zwischen 11:00 und 11:01. Danach geht man dann da und dahin, dann wieder zurück, weil derjenige vergessen hat einem was mitzugeben und „très desolé“ ist, man ja aber morgen zwischen 11:00 und 11:01 noch Zeit hätte noch einmal vorbeizukommen. Wenn man dann letztendlich das erwünschte Dokument in den Händen hält fühlt man sich als wäre es das schwerste was man je geschafft hat. Ich kam mir vor wie Asterix in dem Film 'Asterix erobert Rom' auf der Jagd nach dem legendären Passierschein A38.
Gestern Abend sind wir mit allen Erasmusstudenten in die Stadt gefahren (dauert schon gute 30-40Minuten mit dem RER, der pariser „S-Bahn“) und haben uns dann mit ein paar lecker Bierchen, Wein und Baguette an die Seine gesetzt. Lässt sich schon ganz nett leben…Halt wie Gott in Frankreich….Zu guter letzt noch ein Paar Bildchen…….